Dr. Oetker Stories

Schon immer in der Welt Zuhause - Teil 2

Heute ist Dr. Oetker in über 40 Ländern mit 45 Marken präsent. Bereits 1908 wird die erste Produktionsstätte im Ausland in Betrieb genommen. In den 1920er und 1930er Jahren macht Dr. Oetker erfolgreich Geschäfte auf der ganzen Welt. Der Zweite Weltkrieg und seine Folgen lässt diese Erfolgsgeschichte jäh enden. Aber wie hat sich das Unternehmen schlussendlich davon erholt?

Schon immer in der Welt Zuhause - Teil 2

3.2.2023 Geschichte

Das Jahr 1945: In den Monaten nach Kriegsende befindet sich das Auslandsgeschäft von Dr. Oetker in einem desolaten Zustand. Zwar kann in Deutschland noch produziert werden, jedoch sind die Niederlassungen im Ausland verloren und der Export ist bei nahezu null angelangt. Viele der Betriebe werden enteignet oder müssen aufgeben. Am Standort Bielefeld wird auf die Mangellage mit Ersatzprodukten und angepassten Rezepturen reagiert.

Mangelwirtschaft und die D-Mark als Neustart

Am 20. Juni 1948 bringt die Währungsreform in der westlichen Besatzungszone die Deutsche Mark (kurz D-Mark bzw. DM) als neues Zahlungsmittel. Die alte Währung ist abgelöst, die Chance für einen wirtschaftlichen Neuanfang stehen gut. Zuvor ist die alte Reichsmark kaum noch nutzbar und Tauschhandel üblich. Durch die Reform ist Dr. Oetker endlich wieder in der Lage, Exporte ins Ausland zu tätigen, wenn auch zunächst nur in kleinem Maßstab.

In der unmittelbaren Nachkriegszeit können oft nur Notprodukte angeboten werden, wie dieses Kakaopulver von 1946. Verpackt wird Ware aus dem Vereinigten Königreich, schließlich befindet sich Bielefeld in der britischen Besatzungszone.

Sogenannte Tortin-Tabletten werden 1947 als Ersatz für Backpulver produziert. Diese Anleitung gibt Auskunft über die richtige Verwendung des Produkts.

Auch Rezepte werden an die Mangelwirtschaft angepasst. Dieses Flugblatt können Dr. Oetker Kunden 1947 zur Rate ziehen.

Das Wirtschaftswunder

Das allgemeine wirtschaftliche Klima und die Nachfrage nach Konsumgütern erholen sich schnell zu Beginn der 1950er Jahre. Es ist der Anfang des deutschen Wirtschaftswunders. Aus diesem Grund lässt Rudolf August Oetker 1951 eine neue Abteilung für das Auslandsgeschäft gründen, mit dem Ziel, an die Vorkriegserfolge anzuknüpfen. Als erster Standort bietet sich die neutrale Schweiz an. Schon 1950 wird hier eine Vertriebsgesellschaft gegründet. Die Schweiz bietet sich als Ausgangspunkt für den Wiederaufbau des Auslandsgeschäfts an. Von hier aus gelingt der Sprung zurück in den europäischen Markt.

Backpulver gehört zum ersten Sortiment der Schweizer Niederlassung…

...genauso wie Puddingpulver.

Der Schweizer Standort entwickelt sich äußerst positiv. Diese Aufnahme zeigt einen Leitstand in der Produktion Obergösgen im Jahr 1962.

Im Laufe der 1950er-Jahre gelingt es Dr. Oetker, die Anteile an den alten westeuropäischen Niederlassungen zurückzukaufen. So können neben den Benelux-Staaten die Märkte Italiens, Österreichs, Dänemarks oder Norwegens wieder bedient werden. Zudem erfolgen Neugründungen, etwa in Portugal oder Spanien. Einige dieser Gesellschaften werden allerdings später wieder aufgegeben, nur um Jahrzehnte später wieder neugegründet zu werden.

1962 posieren portugiesische Dr. Oetker-Vertreter mit ihren Fahrzeugen vor dem „Denkmal der Entdeckungen“ in Lissabon.

Ein Dr. Oetker-Lieferwagen auf dem Plaza Mayor im Zentrum von Madrid. Die Firmenfahrzeuge sind auch im Ausland ideale Werbeträger.

Das Werk Villach in Österreich. In den 1960er-Jahren entsteht hier ein moderner Neubau.

Zurück über den „großen Teich“

1954 erfolgt die Rückkehr nach Amerika. Der Standort Sao Paulo wurde bereits Ende der 1920er Jahre aufgebaut. Neben den aus Deutschland importierten Produkten werden bereits eigene Artikel hergestellt. Die Maschinen dafür werden extra aus Deutschland nach Brasilien verschifft. Aus diesem Grund kann hier auch während des Krieges weiterproduziert werden, trotz des Kontaktabbruchs mit der Zentrale in Bielefeld. 1954 wird aus dem Betrieb mit dem Namen Cabeça Branca (Weißer Kopf) eine Aktiengesellschaft und das Stammhaus kann den Betrieb wieder vollständig übernehmen. Auch in Brasilien entwickelt sich der Markt dynamisch, die Produktionsstätte wird stetig ausgebaut, Marktanteile vergrößern sich. Heute ist Dr. Oetker in Brasilien eine echte Erfolgsgeschichte und bietet ein eigenständiges Sortiment, denn neben Backartikeln sind auch Nüsse oder Tee erhältlich.

Rudolf August Oetker reist für Geschäfte oft persönlich ins Ausland, gerne mit Schiffen der eigenen Reederei. Dieses Foto entsteht 1963 an Deck eines Frachtschiffs.

Das Sortiment in Brasilien unterscheidet sich bis heute deutlich von anderen Landesgesellschaften. Auf dieser Abbildung von 1999 sind verschiedene Tees zu sehen.

Die Produktionsstätte Sao Paulo in den 1990er-Jahren.

In Nordamerika wird 1961 die Landesgesellschaft Kanada aufgebaut. Seitdem ist die Marke mit dem Hellkopf in vielen Supermärkten des Landes erhältlich. Vielen Immigranten aus Europa ist die Marke immer noch ein Begriff, so dass in der Nachkriegszeit ein starker Start gelingt. Zuvor bedienten bereits freie Importeure diese Zielgruppe erfolgreich.

Ein Dr. Oetker Verkaufsdisplay in Kanada 1964. Auch Produkte der eto Närhmittel, ein Unternehmen der Oetker-Gruppe, werden angeboten.

Kanadische Dr. Oetker Vertreter 1964 mit ihren Dienstfahrzeugen.

Dr. Oetker Produkte in aller Welt

Über die Jahrzehnte schafft es das Unternehmen, sich auf den unterschiedlichsten Märkten weltweit zu etablieren. So werden über Importeure Produkte auch in arabischen, afrikanischen und asiatischen Ländern vertrieben.

Internationale Dr. Oetker Produkte der 1970er-Jahre.

Cornflakes für den arabischen Markt aus dem Jahr 1991.

Die erste Landesgesellschaft in einem muslimischen Markt wird ab 1987 in der Türkei aufgebaut. Zusammen mit der Firma Piyale gründet Dr. Oetker ein Joint-Venture, um Back- und Dessertprodukte anzubieten.

Ein Teil des ersten türkischen Sortiments 1988.

Die erste Produktionsstätte von Dr. Oetker in der Türkei. Das Werk befindet sich nahe der Metropole Izmir und zieht 1999 in einen Neubau nach Pancar um.

Die Öffnung Osteuropas

Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs ergibt sich nach langer Zeit die Möglichkeit, auf die osteuropäischen Märkte zurückzukehren. So kann die Landesgesellschaft Polen 1991/92 wieder offiziell ihre Arbeit aufnehmen, ein Unternehmen mit heute über einhundertjähriger Geschichte. Zur selben Zeit nimmt auch Dr. Oetker Ungarn wieder offiziell seine Arbeit auf. Zuvor wurde bereits einige Jahre lizenzierte Produkte am alten Standort produziert. Zu den weiteren Neu- und Wiedergründungen gehören in dieser Zeit unter anderem die Landesgesellschaften Tschechien, Rumänien, Kroatien oder Slowenien.

Afrika, Asien und Ozeanien

Im 21. Jahrhundert geht die weltweite Expansion weiter. Landesgesellschaften gründen sich auf fast allen Kontinenten. So ist Dr. Oetker heute auch in Ländern wie Südafrika, Malaysia, Südkorea, Australien oder Indien präsent.

In Südafrika wird auch Tiefkühlgemüse angeboten, wie etwa dieser cremige Rahmspinat.

Ein Haferflockengericht der Landesgesellschaft Malaysia.

In Indien ist Dr. Oetker mit einem ganz besonderen Sortiment vertreten. Neben Mayonnaise gehören auch Chilisoßen, servierfertige Waffeln oder Senf dazu.

Allen Auslandsgesellschaften ist gemein, dass ihr Produktsortiment an die Wünsche und Bedürfnisse der Verbraucher in den Märkten angepasst ist. In manchen Ländern sind Speisevorschriften wichtig, in anderen kann die Aufrechterhaltung der Kühlkette ein Problem sein. Dr. Oetker arbeitet heute und in Zukunft daran, maßgeschneiderte Produkte für Konsumenten auf der ganzen Welt anzubieten.

Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte:

Claus-Carsten Andresen

Pressesprecher Unternehmens- und Produktgeschichte / Archiv