Dr. Oetker Stories

Karl Brinkmann - Der erste Mitarbeiter von Dr. Oetker

Nur wenige Unternehmen mit über 130 Jahren Geschichte sind in der Lage, ihre ersten Mitarbeiter benennen zu können. Bei Dr. Oetker können wir nicht nur das, sondern wissen auch ganz genau, wer unser allererster Mitarbeiter war.

Karl Brinkmann - Der erste Mitarbeiter von Dr. Oetker

18.11.2024 Geschichte

Karl Brinkmann, geboren am 16. Februar 1871, war der Mitarbeiter der ersten Stunde bei Dr. Oetker. Sein beruflicher Werdegang begann somit bereits in der Aschoffschen Apotheke in Bielefeld. Sie wurde am 1. Januar 1891 von Dr. August Oetker übernommen, mitsamt Brinkmann, der dort seit 1890 angestellt war. Vorbesitzer der Apotheke war Josef Saal, der diese zu einer bekannten Adresse in Bielefeld machte. Karl Brinkmann blieb Dr. Oetker bis zu seinem Ruhestand im Jahr 1940 treu. Seine Notizen gelten als wertvolle Quelle für die Frühgeschichte des Unternehmens.

Ein in Schreibschrift geschriebenes Personalregister listet die Namen, Geburtstage, Eintritts- und Austrittsdaten der Beschäftigten aus dem Unternehmen.

Auszug aus dem Personalbuch von 1919: Brinkmanns Eintritt wird hier mit 1890 angegeben.

Erste Produktversuche

Karl Brinkmann berichtete in seinen Aufzeichnungen von den ersten Versuchen, marktgängige Produkte zu entwickeln. Dazu gehörten sogenannte „brausende Salze“, Seifenpulver, Putzmittel und Kaffee-Essenzen für Konditoreien. Auch eine eigene Mineralwasserherstellung gehörte dazu.

Der große Erfolg blieb zunächst aus. Schließlich kam der Bäckerssohn Dr. August Oetker jedoch auf seine bahnbrechende Idee, Backpulver so weiterzuentwickeln, dass es absolut gelingsicher in der Anwendung war.

Entwicklung des Backpulvers Backin

Die ersten Proben des Backpulvers wurden in einem Porzellan-Mörser gemischt, später auch in einer handbetriebenen Maschine für größere Mengen. Diese Proben wurden zu einem nahegelegenen Bäckermeister namens Müller in der Bielefelder Obernstraße gebracht. Die Ergebnisse waren sehr positiv und führten dazu, dass Gratisproben an Hausfrauen verteilt wurden, die das Produkt einhellig lobten.

Um den Kundinnen und Kunden stets frisches Backpulver bieten zu können, wurde ein spezielles System entwickelt: Ein flacher Holzkasten, unterteilt in zehn Einsatzkästen, wurde im unteren Teil mit Stückkalk gefüllt, um das Backpulver trocken zu halten. In den oberen Kästen befand sich die fertige Mischung, die bei Bedarf genau abgestimmt in Tüten abgefüllt wurde.

Wachstum und Expansion

Mit dem wachsenden Erfolg des Backpulvers stieg auch der Bedarf an Arbeitskräften. In der Apotheke arbeiteten zu Beginn der Backpulverproduktion auch sechs junge Frauen, die Produkte händisch abfüllten. Die Zahl der Arbeitskräfte stieg nach und nach deutlich an, so dass die Räumlichkeiten bald nicht mehr ausreichten. 1899 war die Anzahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf über 60 angewachsen.

Die Aschoffsche Apotheke aus Blickrichtung Altstädter Nicolaikirche. Das Foto wurde 1910 aufgenommen.

Die Aschoffsche Apotheke von Dr. August Oetker.

Die Aschoffsche Apotheke blieb bis Anfang 1900 Sitz und Produktionsstandort von Dr. Oetker. Die engen Räumlichkeiten waren dabei immer eine Herausforderung. Das Foto von 1894 zeigt die Rückseite der Apotheke.

Am 15. Mai 1900 zog das Unternehmen in einen neuen Fabrikkomplex in der Bielefelder Lutterstraße um. Dort wurde eine große Mischmaschine installiert, was die Produktion erheblich erleichterte und beschleunigte. Auch die Versuchsküche war bereits eingerichtet. Mit dem Eintritt von Dr. Eduard Oetker, einem jüngeren Bruder des Gründers, in das Unternehmen 1904, wurde auch ein modernes Laboratorium für die Produktentwicklung fester Bestandteil des Betriebs.

Eine schwarz-weiß Fotografie zeigt mehrere Fabrikgebäude und Häuser aus der Luftansicht. Im Hintergrund sind Felder und Wälder zu sehen.

Die beiden hellen Gebäude in der Bildmitte bildeten ab 1900 die neue Dr. Oetker Fabrik in der Bielefelder Luttterstraße. Das Foto wurde 1903 von der Sparrenburg aus aufgenommen.

Schwarz-weißes Gruppenfoto von ungefähr 100 Personen vor einer Backsteinfassade. Der Großteil der Personen sind in weiß gekleidete Frauen. Die vorderste Reihe zeigt dunkel gekleidete Männer mit Hüten.

Gruppenfoto mit Mitarbeitern der Backin-Produktion in den 1900er Jahren. Karl Brinkmann ist hier sitzend in der untersten Reihe als dritter von links zu sehen.

Ein Berufsleben bei Dr. Oetker

Karl Brinkmann verbrachte nahezu sein gesamtes Berufsleben bei Dr. Oetker. Kurze Unterbrechungen waren lediglich seine Militärdienste ab 1893 und 1915-1918. Von Dr. August Oetker ließ er sich 1893 ein Zeugnis ausstellen, welches bis heute überliefert ist:

In Schreibschrift verfasstes Dokument.

Bielefeld, 6.10.1893
⁠Zeugnis!
⁠Karl Brinkmann aus Bielefeld war vom 1. Januar 1891 bis zum 6. Oktober 1893 im Laboratorium meiner Apotheke tätig und verlässt mein Haus um seiner Militärpflicht nachzukommen. Er zeichnet sich aus durch Fleiß, Treue und soliden Lebenswandel. Ich kann denselben als durchaus zuverlässig empfehlen und kann zu jederzeit seine Stellung bei mir wieder erhalten.
⁠Dr. A. Oetker
⁠Apotheker

Brinkmann erhielt somit größtes Lob von Dr. August Oetker, schließlich wurde ihm eine Rückkehr zu jeder Zeit zugesichert. Oetker kümmerte sich um seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, galt aber auch als streng und kostenbewusst. Das Brinkmann solch ein gutes Zeugnis erhielt, kann also tatsächlich als Vertrauensbeweis und Auszeichnung verstanden werden. Nach Abschluss seines Wehrdienstes kehrte Brinkmann in das Unternehmen zurück und erlebte dessen rasanten Aufstieg zur größten Fabrik seiner Art in Kontinentaleuropa. Er stieg mit den Jahren zum Meister auf und verantwortete unter anderem die Mischabteilung.

Sepia Gruppenbild von 22 Personen, die in drei Reihen in einem Innenraum abgebildet sind. Sie tragen helle Kleidung, Schürzen und Kappen. Hinter ihnen sind große Säcke gestapelt.

Meister Karl Brinkmann (Mitte sitzend) umringt von seinen Mitarbeitern der Mischabteilung 1925.

1936 konnte Brinkmann sein 45-jähriges Betriebsjubiläum feiern, welches groß begangen wurde. Im Rahmen der Feier entstand auch das unten zu sehende Portraitfoto. 1940 ging Karl Brinkmann in Pension.

Eine schwarz-weiß Fotografie zeigt einen Mann mittleren Alters mit einer Glatze, der auf einem Stuhl sitzt. Er trägt einen Anzug, ein weißes Hemd und eine Krawatte und lächelt in die Kamera. Der Stuhl ist von Pflanzen und Metallkonserven umgeben.

Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte:

Claus-Carsten Andresen

Pressesprecher Unternehmens- und Produktgeschichte / Archiv