Dr. Oetker Stories
Mit Dr. Oetker verbinden die meisten heute Pudding, Pizza oder Backmischungen. Aber in der langen Geschichte des Unternehmens gab es immer wieder Produkte, die aus heutiger Perspektive ungewöhnlich für die Marke mit dem Hellkopf waren.
29.5.2024 • History
Ob in Zeiten des Mangels nach den Weltkriegen oder aus Experimentierfreude: Dr. Oetker hatte in seiner Unternehmensgeschichte immer wieder Produkte und Sortimente, die uns heute außergewöhnlich vorkommen. Zu ihrer Zeit ergaben sie aber absolut Sinn und waren mal mehr, mal weniger erfolgreich. Es folgt eine kleine Zeitreise durch die Geschichte vergessener und skurriler Dr. Oetker Produkte.
Flasche und Umkarton des Dr. Oetker Fleischsafts aus einer Preisliste von 1907.
Bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts war sogenannter Fleischextrakt etabliert, der industriell hergestellt wurde. Damit gehört er zu den ersten Fertiggerichten der Geschichte, für den Massenmarkt. Das Fleisch und die daraus gewonnene Brühe wurden immer wieder so stark eingekocht, dass eine hohe Konzentration von Inhalts- und Geschmacksstoffen erreicht wurde. Dieses Verfahren war insbesondere bei Fleisch aus Südamerika sinnvoll. Vor Erfindung der Kühlschiffe konnte es ansonsten nicht über den Atlantik nach Europa exportiert werden.
Auch Dr. Oetker bot ab 1906 solch einen Extrakt an. Aus „Dr. Oetker’s Fleischsaft“ konnte schnell eine kräftige Bouillon hergestellt werden. Vermarktet wurde das Produkt vor allem als stärkendes Nahrungsmittel für Kranke. Eine Flasche genügte für 20 Portionen Bouillon. Vermutlich war das Produkt bis 1914 erhältlich.
Dr. Oetker Salz mit mitgeliefertem Salzstreuer.
Eines der kuriosesten Produkte der Dr. Oetker Geschichte war einfaches Salz. Das sogenannte „Drei Kronen Tafel-Salz“ war von 1915 bis Anfang der 1920er Jahre erhältlich. Den passenden Salzstreuer gab es gleich dazu. Insbesondere in der Gastronomie fand es Verwendung.
Die auffällig gestaltete Verpackung des ersten und einzigen Dr. Oetker Tees in Deutschland.
Nach Ende des Ersten Weltkriegs 1918 war die Versorgungslage angespannt. Hersteller von Nahrungsmitteln mussten sich Wege überlegen, weiterhin produzieren zu können. So begann auch bei Dr. Oetker eine Phase, in der neue Sortimente getestet wurden. Unter anderem entwickelte das Unternehmen 1919 einen Tee-Ersatz. Woraus er genau bestand, lässt sich nicht mehr rekonstruieren, jedoch ist davon auszugehen, dass vor allem einfach verfügbare Rohstoffe eingesetzt wurden. Das Produkt verschwand Anfang der 1920er Jahre wieder vom Markt.
Echten Tee bietet Dr. Oetker übrigens bis heute in Brasilien an. Mehr über Dr. Oetker in Brasilien.
Dr. Oetker Tiefkühlsaftkonzentrat aus Florida war von 1974 bis 1984 erhältlich.
In den 1970er Jahren war Dr. Oetker bereits als feste Größe im deutschen Tiefkühlmarkt etabliert. Die Sparte zeichnete sich neben einem großen, breitgefächerten Angebot für alle Geschmäcker vor allem durch ihre Innovationen aus. Ab 1974 gab es daher wieder eine völlig neue Produktkategorie bei Dr. Oetker: Fruchtsaftkonzentrat, aber tiefgekühlt.
Der Saft stammte aus dem sonnenverwöhnten amerikanischen Bundesstaat Florida. Dort wurden die Früchte direkt zu Konzentrat verarbeitet und für den Weitertransport nach Europa tiefgekühlt. Verbraucher konnten zuhause unter Zugabe von Wasser schnell ihren Lieblingssaft herstellen, der wie frisch gepresst schmeckte. Eine Dose Konzentrat ergab vier bis fünf Liter fertigen Saft.
Dr. Oetker warb nicht nur mit den geschmacklichen und qualitativen Eigenschaften des Konzentrats, sondern auch mit seiner Praktikabilität. Die kleinen Dosen nahmen weniger Platz weg und konnten leichter als die damals üblichen Glasflaschen transportiert werden. Die Tiefkühlsaftkonzentrate in den Sorten Orange und Grapefruit gab es bis 1984 im Supermarkt.
Mr. Shake, ein typisches Produkt der 1980er Jahre.
Die 1980er Jahre waren ein besonderes Jahrzehnt. Bis heute beliebte Musikklassiker, extrovertierte Modetrends und technische Innovationen prägten diese Zeit. Auch Dr. Oetker ließ sich einiges einfallen, um den Verbrauchern Neues zu bieten.
Mit Mr. Shake konnte im Handumdrehen ein leckerer Milchshake in den Sorten Banane, Aprikose-Maracuja, Erdbeere und Waldbeere gemixt werden. Einen passenden Becher gab es direkt mit dazu. Die Markteinführung wurde mit einer umfangreichen Werbekampagne begleitet. Das Produkt gab es bis 1990.
Hier war für (fast) jeden Geschmack etwas dabei.
Wenn es eine Backware gibt, auf die sich wohl die meisten Deutschen einigen können, dann ist es die Brezel. Sie ist seit Jahrhunderten Teil der regionalen Backkulturen im Land. 1996 führte Dr. Oetker ein Tiefkühlprodukt ein, das bis dato einmalig im Markt war: Die Brezeln mit herzhafter Auflage als vollwertige Mahlzeit für alle Geschmäcker.
So gab es eine bayerische Leberkäse-Variante mit einer süßen Senfsoße. Die „Sauerkraut-Brezel“ war mit Ananas-Sauerkraut und Kasseler belegt. Auf der „Schinken-Brezel“ waren Schinkenstreifen und Zwiebeln zu finden. Für die Norddeutschen gab es eine besondere Version: Die kultige „Grünkohl-Brezel“ hatte eine Auflage aus Crème fraîche, Grünkohl und Kohlwurst. Eine vegetarische Option gab es damals im Übrigen noch nicht. Die Brezeln waren bis 1998 erhältlich.
Claus-Carsten Andresen
Pressesprecher Unternehmens- und Produktgeschichte / Archiv